Grimmschwestern
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Die Grimmschwestern

schräge Märchen quergebürstet

Objekt- und Figurentheater für Erwachsene aus Worten und Papier

Koproduktion Theater 7schuh Görlitz und Theater Papperlapapp Leipzig
Regie: Therese Thomaschke Puppentheater Bautzen

Die Grimmschwestern…

…kommen aus professionellen sächsischen Puppentheatern: Görlitz, Bautzen, Leipzig.
…produzieren innovatives Theater in Sachsen – genreübergreifend und traditionsbewußt.
…tauchen in den Krimi grimmscher Märchen.
…ziehen aus historischem Kontext Prallelen zur Gegenwart.
…schaffen neue Formen visuellen Theaters.
…verwandeln überlieferte Texte mit spielerischer Lust.
…experimentieren mit der Papierkunst in all ihren Facetten

und geben Sprache in Form von erzählenden Bildern einen neuen Wirkungsraum.

Lotte und Trude – zwei Schwestern, lebendig zwischen Sein und Schein – begegnen sich im Spannungsfeld zwischen Leben und Tod. Gemeinsam sind sie auf der Suche nach einem Märchen, das harmlos, harmonisch und romantisch ist, das man bedenkenlos erzählen könnte. Aber da frisst ein Wolf ein kleines Mädchen, Bäuche werden aufgeschnitten, giftige Äpfel werden verteilt! Und schon landen sie auf der kriminellen Seite der grimmschen Hausmärchen.

Die Grimmschwestern aber kennen die Licht- und Schattenseiten ihrer Brüder und können so einen neuen, ungewöhnlichen, absurden Blick auf deren Märchensammlung richten. Sie nehmen das Publikum mit in ihre Welt der Worte, Bilder und der Fantasie.

Tief tauchen wir ein in die Zeit der Bücher aus Papier. Gerissen, gefaltet, geschnitten, geformt, erleuchtet, besungen und verwandelt bekommen bedruckte Papierseiten eine magische Strahlkraft. Figuren, Objekte und Symbole entstehen und vergehen vor den Augen des Zuschauers und schaffen neue Sichten auf alte Geschichten.

Es darf gelacht werden! Wenn auch der schwarze Humor aus allen Ecken leuchtet.

Lotte und Trude erspielen sich und die Märchenwelt ihrer Brüder erfrischend, streitbar und mit dem ganz eigenen Charme raschelnden Papiers.

Inszenierung

Regie: Therese Thomaschke, künstlerische Leiterin Puppentheater Bautzen
Konzept und Spiel: Anne Swoboda, Theater 7schuh Görlitz
Recherche und Spiel: Meike Kreim, Papperlapapp Puppenspiel & Erzähltheater, Leipzig
Ausstattungsleitung: Annekatrin Heyne, Figurenbildnerin, Görlitz
Papierkunstobjekte: Origami e.V. Deutschland, Team Berlin
Bühnenbau: Ewald Otto, Holzfigurationen, Berlin
Kostüme: Sophia Burkhardt, Görlitz
Musik: Georg Wieland Wagner, Dresden
Produktionsleitung: Anne Swoboda, Meike Kreim

Impressionen


Bühne:

  • Bühnenfläche Mindestmaße: 4m breit – 3m tief – Höhe 2,7m
  • ebener Bühnenboden
  • möglichst ansteigende Sitzreihen
  • Abstand zur ersten Zuschauerreihe ab 2m von der Bühnenkante aus
  • schwarzer Hintergrund, schwarze Seitenabhängung, kein Vorhang
  • 2 Stromanschlüsse in Bühnennähe

Zuschauer:

  • je nach Sitzordnung 80-120 Zuschauer

Raum:

  • verdunkelbarer Raum (wird vom Veranstalter verdunkelt)
  • keine Lärmbelästigung

Technik:

  • Bühnenbeleuchtung und Tontechnik kann mitgebracht werden wenn am Haus nicht vorhanden
  • Hintergrund und Seitenabhängung kann mitgebracht werden wenn am Haus nicht vorhanden
  • Garderobe wird gestellt

Aufbau:

  • 4 Stunden

Einlass:

  • Einlass 10 Min. vor Vorstellungsbeginn

Stückdauer:

  • flexibel 110 Minuten inkl. Pause

Abbau:

  • 1,5 Stunden

MAZ 24.10.2023

Grimms Märchen für Erwachsene im Brandenburger Theater

Rezension MAZ 24.10.2023 Grimmschwestern (PDF) »


Puppen Menschen & Objekte 2019/1, Nr. 118

Die Grimmschwestern – schräge Märchen quergebürstet

Die Spielerinnen sowie Regie und Ausstattung berichten in Art einer Collage über die Arbeit an der Inszenierung, die auch auf dem VDP-Festival in Bielefeld zu sehen war.

Grimmschwestern-Pressetext als PDF-Dokument anzeigen»


Die Rheinpfalz, 24.05.2019

Menschenfresser und Massenmörder

„Die Grimmschwestern“ beim Figurentheater-Festival der Domerei im Herrenhof Mußbach

von Sigrid Ladwig

NEUSTADT. Mit außergewöhnlichen Bildern entfalteten „Die Grimmschwestern“ am Mittwochabend im Mußbacher Herrenhof die Welt der Märchen. Beim dritten Figurentheater-Festival der Domerei erlebte das Publikum brillantes Objekt- und Figurentheater für Erwachsene.

Stürmisch weht der Wind um die Parkvilla im Mußbacher Herrenhof. Die Bühnenuhr schlägt Mitternacht, und durch den Raum schleicht eine Gestalt. Sie ist der Geist der erdachten Grimmschwester Trude, die als Fünfjährige starb. Die zweite Bühnenfrau verkörpert die historisch reale Schwester Lotte, arbeitsam aber unzufrieden im Haushalt der Brüder Grimm beschäftigt.

Schon diese ersten Momente füllt eine rätselhafte Stimmung. Mit der nächtlichen Begegnung der Schwestern zwischen Traum und Wirklichkeit beginnt eine fantastische Reise. Das Publikum reist mit durch einen spannungsvollen Bilderbogen. Alte Zeiten, in denen man Märchenbücher mit kunstvoll bedruckten Papierseiten durchblätterte, mischen sich darin mit zukunftsweisendem, innovativem Theater. Im Wechsel der Dimensionen verschwimmen Schauspiel und Figurentheater. Dabei wird Papier gefaltet, gerissen und geschnitten. Fast körperlos wirken die entstehenden Objekte, so leichthändig werden sie geführt, übergestreift oder vors Gesicht gehalten. Selbst Bühnenzubehör wie Stühle oder Tisch scheinen aus Papier gearbeitet.

Trude. das stürmisch-eigensinnige Kind mit dem wirren Haar, liebt die abgrundtiefen Schattenseiten der Märchen. Was die Brüder Grimm von zauberischen Massenmördern und Menschenfressern berichten, malt sie genüsslich aus. Ja, diese Märchenwelt der beiden Herren Sprachwissenschaftler ist so sehr von Gewalt durchtränkt, dass über die Papierfiguren und die Manuskripte auf der Bühne das Blut rinnt.

In der Koproduktion des Leipziger Theaters Papperlapapp und des Theaters 7schuh aus Görlitz führt Therese Thomaschke Regie. Sie beherzigt Biografisches, öffnet es aber für das Magische. Traumbilder fliegen ins Geschehen ein, durchziehen es mit Irrationalem. Als irrlichternde Trude mit starker Körpersprache und Mimik sieht man Anne Swoboda. Ihr totenbleiches Gesicht zeigt, wie heftig sie die Schilderungen durchlebt. Und in ihren unruhigen Augen flackern Faszination und Schrecken zugleich.

Meike Kreim spielt hingegen die bodenständige Grimmschwester, die sich eher widerwillig ins mitternächtliche Spiel um dunkle Ereignisse hineinziehen lässt. Ihr Entsetzen ist von großer schauspielerischer Kraft, nachdem sie mit Trude ins grausige Becken der Blutkammer von „Fitchers Vogel“ geblickt hat. Wirkungsvoll werden solche Szenen vom Lichteinsatz unterstützt.

Das Publikum verfolgt gebannt, wie die Schwestern aus der Krone eines Apfelbaums Geschichten pflücken, wie sie beraten und diskutieren, wie sie das Sterntaler-Märchen singen und als Schattenspiel mit Scherenschnitten zeigen. Auf die überzuckerte Romantik folgt wieder drastische Brutalität oder tiefgründiger Witz. So amüsiert man sich über einen Wolf im Papierpelz, dem schon lange der Appetit auf Omas und Rotkappen vergangen ist.

Am Ende, als es ein Uhr schlägt, muss Trude gehen. Das Märchen von Schneeweißchen und Rosenrot klingt an, die sich „im Leben nicht“ trennen wollten. Aber hier, zwischen Leben und Tod, kommt es zum zarten, bewegenden Abschied. Danach folgt langer Beifall. Im dunklen Schatten der Märchen haben die Schwestern mit unvergilbten Bildern Ihr Publikum begeistert.


Görlitzer Stadtleben, 14.02.2019

Der doppelte Märchenboden

Die Puppenspielerin Anne Swoboda führt die „Grimmschwestem“ einmalig in Görlitz auf. Das Stück ist nichts für Kinder.

von Ines Eifler

Märchen können die Welt erklären. Märchen sind mehr als Gutenachtgeschichten. Und viele Märchenmotive sind so grausam, dass sich manche Erwachsene fragen, ob sie fiir die Ohren ihrer Kinder überhaupt geeignet sind. Mit der Brutalität vieler Märchen, die von den Brüdern Jakob und Wilhelm Grimm überliefert sind, haben sich die Görlitzer Puppenspielerin Anne Swoboda und ihre Leipziger Kollegin Meike Kreim für ihr Stück „Die Grimmschwestem“ auseinandergesetzt. Die Bautzener Puppenspielregisseurin Therese Thomaschke hat sie dabei unterstützt. Am Sonnabend führen sie das Papiertheaterstück für Erwachsene im neuen Marmorsaal der Wartburg auf. 2019 ist das die einzige Görlitzer Vorstellung.

Eine Glimmschwester namens Charlotte habe es tatsächlich gegeben, sagt Anne Swoboda. In deren Rolle schlüpft Meike Kreim. Die zweite Schwester aber, die sie selber spielt. ist eine Figur aus der Dunkelheit. Sie ist der Geist einer fiktiven, als Fünfjährige in einen Brunnen gefallenen Schwester der Grimms, die das Nonkonforme, das Ungebändigte verkörpert und deutlich sagt, dass die Märchen noch viel blutrünstiger waren, bevor sie aufgeschrieben und gedruckt wurden. „Diese Schwester gab es nicht wirklich“, sagt Anne Swoboda, „aber zwei Brüder der Grimms starben als kleine Kinder.“ Und den Brunnen, in den das Mädchen fällt, um in einer anderen Welt zu erwachen, kennt jeder.

Die beiden Schwestern eröffnen in dem Stück Wege, bekannte Märchen ganz neu zu verstehen, ihren oft doppelten Boden zu entdecken oder auch von ganz unbekannten Märchen zu erfahren, die in den Kinder- und Hausmärchen nicht veröffentlicht sind. Aus Buchseiten, aus Pappe, aus gefalteten Tieren, Blüten und Figuren. auf Möbeln, die mit bedrucktem Papier bezogen sind, mit Scherenschnitten reisen die beiden Frauen durch die Welt der Märchen. Sie erzählen nichts nach, sondern rufen die Geschichten mit verschiedenen Mitteln ihrer Kunst auf den Plan. Dabei sind sie oft im Streit über Sinn und Bedeutung der Märchen. Versucht die eine, in Rotkäppchen die Heranwachsende zu sehen, die sich abenteuerlustig ins Erwachsenenleben stürzt, sieht die andere die Gefahr für das Kind im Unbekannten. Sucht die eine tiefe Wahrheiten in den archetypischen Bildern der Märchen, sagt die andere, sie seien einfach ausgedacht.

Anne Swoboda reist mit den ,,Grimmschwestern“ seit 2017 durch ganz Deutschland. Auf Festivals hat sie es schon mit großem Erfolg gezeigt. „Aber mir ist es auch sehr wichtig, in meiner Heimatstadt präsent zu sein.“ Die gebürtige Görlitzerin war 2011 nach 25 Jahren in Berlin wieder an die Neiße zurückgekommen und arbeitet seitdem sowohl in der Stadt als auch deutschlandweit. Arbeitet sie mit Künstlerkollegen aus anderen Städten zusammen, lotst sie sie für die Proben gern nach Görlitz, zeigt ihnen die Altstadt. geht mit ihnen am See spazieren und macht so Werbung für die Stadt. Zeigte sie ihre Stücke in den ersten Jahren öfter im Apollo, hatte sie 2016 im Vino e Cultura auf dem Görlitzer Untermarkt ihren Ort gefunden. Hier baute Anne Swoboda zweieinhalb Jahre lang eine eigene Puppentheaterreihe auf, hier gelang es ihr, ein festes Publikum zu binden, hier hätte sie gern Gastspiele veranstaltet und ein eigenes Festival vorbereitet.

Nach Schließung des Lokals Ende Oktober 2018 fand sie einen neuen Ort beim Esta-Verein im Jugendhaus Wartburg. Wer den großen Saal der Villa auf der Johannes-Wüsten-Straße vor Augen hat, muss umdenken. „Das ging mir auch so“, sagt Anne Swoboda. Denn dort gibt es noch einen kleinen, sanierten „Marmorsaal“ für 60 Zuschauer, der mit Bühne und Foyer ganz auf die Bedürfnisse ihres „Theater7schuh“ eingerichtet wurde. Auch hier könne man in entspannter Atmosphäre Theater genießen und gemütlich ein Glas Wein trinken. ‚Aber es muss sich noch etablieren“, sagt die Puppenspielerin. Schön sei, dass zu ihren bisherigen Vorstellungen viele Kinder und Familien gekommen seien, die sie bisher noch nicht kannte. Aber auf viele erwachsene Zuschauer aus ihrem bisherigen Publikum warte sie noch. Am Sonnabend wäre Gelegenheit. „Die Grimmschwestern“ ist ein abendfüllendes Stück ausschließlich für Erwachsene.


LVZ 23.10.2017 zur Premiere „Die Grimmschwestern“ am 20.10.2017 in Leipzig

Spannend und einfach zauberhaft

„Grimmschwestern” begeistern im Sterntaler

von Miriam Heinbuch

Hinter jedem erfolgreichen Mann, so kennt man es aus dem Volksmund, steht eine starke Frau. Und hinter gleich zwei erfolgreichen Männern? Eine ziemlich genervte Frau. In diesem Fall ist das Lotte, die Schwester der Gebrüder Grimm, der die märchenhafte Aufgabe zuteil wird, tagsüber hinter ihren Brüdern her zu räumen, um nachts für sie Korrektur zu lesen. Wie entflieht Frau zwei anstrengenden Autoren im Haus? Indem sie einen anderen Mann heiratet.

Am Freitag feierte das Stück „Die Grimmschwestern – schräge Märchen quergebürstet” als Stück für Erwachsene unter der Regie von Therese Thomaschke vom Puppentheater Bautzen im Puppentheater Sterntaler Premiere. Lotte, gespielt von Meike Kreim vom Theater Papperlapapp, bekommt in dieser Nacht unerwarteten Besuch. Ihre Schwester Trude, dargeboten von einer leichenblassen Anne Swoboda vom Theater 7schuh, verstarb im Alter von fünf Jahren schon vor Lottes Geburt und möchte ihr plötzlich Gesellschaft leisten. Lotte, die, wie wir wissen, ihren Hassenpflug wirklich geheiratet hat, steht eine ereignisreiche Nacht mit der wilden Schwester bevor.

Die beiden suchen nämlich nach einem harmlosen, romantischen Märchen, und diese Märchen sind eine ziemlich brutale Sache: Es fließt Blut, Menschen werden getötet und der Wolf möchte eigentlich auch nicht jeden Abend die zähe Oma fressen. Kreim und Swoboda durchspielen als Erzählerinnen ein Märchen nach dem anderen, um immer wieder auf Lotte zurückzukommen und was diese eigentlich vom Leben möchte.

Dabei nutzen sie bemerkenswert vielseitige Requisiten, die sie immer wieder neu umbauen. Die gesamte Bühnenausstattung ist mit sehr viel Liebe gestaltet. Das trifft auch auf die Figuren, Masken und Schablonen aus Papier zu, die die Damen für ihre spannenden Erzählweisen nutzen und die traditionellere Puppen auf charmante Art ersetzen. Wenn zu den Schablonen Licht, Ton und die Geschichten der Frauen kommen oder eine Requisite wie ein Papier-Apfel als Puppe genutzt wird, dann ist das Resultat einfach zauberhaft. Die sehr unterschiedlichen Charaktere sind auch visuell schön herausgearbeitet: Wo Lotte streng mit Dutt durch die Nacht schreitet, trägt Trude wuschelige Zöpfe.

An letzterer, die auch behauptet, den Gebrüdern ihre Geschichten heimlich zuzuflüstern, ist eine Horrorfilmregisseurin verloren gegangen, während Lotte immer herzlicher wird. Das Publikum schaut teils verzückt, teils laut lachend zu, während die beiden Papiermasken tragen oder der böse Wolf von einem Schloss ohne Omas träumt – all das mit viel schwarzem Humor und noch mehr wahnwitzigen Einfällen, die das Publikum mit begeistertem Beifall belohnt. Die Frauen hinter den Männern sind eben gerne die allerbesten Geschichten.

© Copyright 2016-2022 - Anne Swoboda